Bei Familie Salathé erhalten die beiden Söhne Noé (15) und Nik (13) jeden Monat per Banküberweisung ihren Jugendlohn. Bringen ein gemeinsam definiertes Budget, ein Vertrag und Regeln tatsächlich mehr Freiheiten und Selbstbestimmung in den Alltag der Kinder? Wir haben nachgefragt.

Wie funktioniert der Jugendlohn?

Noé und Nik erhalten jeden Monat einen fixen Betrag von ihren Eltern. Mit diesem Jugendlohn müssen sie gewisse Dinge selbst bezahlen. Welche Dinge das sind, hat die Familie vorab in einem Vertrag festgehalten. Bei Salathés sind es etwa auswärtige Verpflegung, Kleidung, Handyrechnung, öffentlicher Verkehr, Coiffeur und Rückstellungen für technische Geräte. Noé erhält aktuell pro Monat CHF 300 und Nik CHF 198. Krankenkasse, Ferien sowie Schul- und Sportmaterial bezahlen weiterhin die Eltern.

Weitere Informationen zum Jugendlohn unter www.jugendlohn.ch

 

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Noé, Nadine, Nik und Frank Salathé sind sich einig: Ein Jugendlohn bringt mehr Selbstbestimmung.

Das sagen die Eltern zum Jugendlohn

Wieso habt ihr den Jugendlohn eingeführt?
Frank: An einer Veranstaltung von Pro Juventute haben wir zum ersten Mal vom Jugendlohn gehört. Wir haben den Anspruch, unsere Kinder selbstbestimmt aufwachsen zu lassen. So, dass sie zu eigenständigen Persönlichkeiten werden können. Der Jugendlohn schien uns ideal, um Noé und Nik auf einen selbstständigen Umgang mit Geld vorzubereiten.

Was war die grösste Herausforderung bei der Einführung?
Nadine: In der ersten Phase kauften die Kinder noch vermehrt nach Lustprinzip ein und so war das Geld vor Ende des Monats aufgebraucht. Mit zunehmender Zeit und Erfahrung haben sie jedoch gelernt, das Geld wie budgetiert einzusetzen.

Frank: Für uns als Eltern war es anfangs schwierig, konsequent zu bleiben und nichts Zusätzliches beizusteuern, wenn es knapp wurde. Zudem mussten wir lernen, uns zurückzunehmen, wenn die Kinder etwas kauften, das uns unnütz oder sinnlos schien.

Gehen die beiden Kinder unterschiedlich mit dem Jugendlohn um?
Nadine: Noé, der ältere Sohn, legt mehr Wert auf Kleidung und Stil. Entsprechend sind seine Ausgaben höher und er muss genauer kalkulieren. Nik hingegen hat kaum Ausgaben und kommt sehr gut mit dem
Budget klar.

Frank: Spannend ist auch, dass beide unterschiedlich stark empfänglich sind für äussere Reize wie Werbung und Social Media. Das beeinflusst ihr Kaufverhalten ebenfalls.

Habt ihr dieselben Regeln für beide Kinder?
Nadine: Grundsätzlich ja. Es gibt nur eine
Sonderregelung für Nik. Er kann von seinem älteren Bruder gebrauchte Dinge, wie
Kleidung, abkaufen. Vorausgesetzt, diese wurden mit dem Jugendlohn gekauft.

Was hat sich verändert, seit ihr den Jugendlohn eingeführt habt?
Frank: Geld hat für unsere Kinder nun einen konkreten Wert und sie sehen es nicht mehr als selbstverständlich an. Die Kinder gehen sorgsamer mit Geld um und ihre Einkäufe bereiten ihnen mehr
Freude.  

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Noé und Nik Salathé sind froh einen Jugendlohn zu erhalten.

Das sagen die Kinder zum Jugendlohn

Wie findet ihr den Jugendlohn?
Noé: Ich habe gelernt, Geld zu schätzen und kann selbstständig entscheiden, ohne vorher meine Eltern zu fragen. Das finde ich gut. Zu Beginn fehlte mir noch etwas die Erfahrung und ich habe mein Budget zu stark belastet. Das habe ich bereut. Heute geht es besser.
Nik: Es ist cool, mein eigenes Geld zu haben und dass ich mir selbst Dinge kaufen kann.

Was macht ihr, wenn vor Monatsende der Jugendlohn aufgebraucht ist?

Noé: Dann verwende ich Geld von meinem Sparkonto. Ein Teil meines Jugendlohns geht immer direkt auf mein Sparkonto.
Nik: Ich habe wenig Ausgaben, das ist mir noch nie passiert.

Wenn ihr euch mit anderen Schulkolleg:innen ohne Jugendlohn vergleicht, was fällt euch auf?
Noé: Ihr Taschengeld ist tiefer und wenn sie etwas brauchen, müssen sie immer ihre Eltern fragen.
Nik: Wir sprechen eigentlich nicht über Geld. Aber ich habe schon von Freunden gehört, dass sie auch gerne einen Jugendlohn hätten.  

Das sagt die Expertin zum Jugendlohn

Eine Studie der Hochschule Luzern zeigt, dass der Jugendlohn die Selbstverantwortung und die Finanzkompetenz von Jugendlichen fördert. Hier finden Sie weitere Informationen zur Studie.  

 

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