Steffi Buchli ist Sportchefin der Blick-Gruppe und leitet als erste Frau in der Schweiz die Sportredaktion eines Verlagshauses. Wir haben mit ihr über Mut, Selbstvertrauen und Selbstbestimmung gesprochen.

Strahlend und gut gelaunt sitzt Steffi Buchli an einem sonnigen Montagmorgen in Zürich im Resident Café, unweit des Ringier-Gebäudes. Zürich ist ihr Zuhause: In Dübendorf wuchs sie auf, im Seefeld arbeitet sie und mit ihrer Familie lebt sie nun am Zürichsee. In Sachen Gleichstellung der Geschlechter gebe es noch viel zu tun, findet Steffi Buchli. Genau dafür macht die einstige SRF-Moderatorin sich seit vielen Jahren stark. Ihre Mission: die eigenen Erfahrungen mit anderen Frauen und Müttern teilen und sie motivieren, mutig und selbstbewusst durch den Berufsalltag zu gehen.

 

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Steffi, Sie leiten als erste Frau in der Schweiz die Sportredaktion eines Verlagshauses. Hätten Sie vor 15 Jahren damit gerechnet?
Nie im Leben. Das war ein langer Prozess, hat sich über die Jahre so entwickelt und ich bin in diese Rolle reingewachsen. Aber hätte man mir diese Frage vor 15 Jahren gestellt, hätte ich definitiv nein gesagt.

Haben Sie als Frau in einer Chefposition auch mit Vorurteilen zu kämpfen?
Unser Alltagsleben ist voll von Stereotypen und natürlich begegne ich auch in der Arbeitswelt immer wieder solchen Vorurteilen. Zum Beispiel, dass Frauen die empathischen und emotionalen Wesen sind und Männer die toughen, analytischen Zahlenmenschen. Dabei habe ich in meinem Geschäftsleben schon eine Vielzahl empathischer Männer und aber auch sehr viele unempathische Frauen getroffen (lacht).

Männer gelten oft als selbstbewusster als Frauen. Stimmt das oder ist das auch nur ein Vorurteil?
Ich glaube, dass Männer ein grösseres Selbstverständnis haben. Ich würde behaupten, sie stellen sich selbst weniger in Frage, haben mehr Vertrauen in ihre Skills und vertrauen einfach auf das, was sie geburtsbedingt mitbringen. Wir Frauen dagegen zweifeln oft an uns selbst und meinen, wir müssen uns weitere Fähigkeiten aneignen, um für einen Job oder eine Rolle zu genügen. Das ist in der Tat ein Unterschied, den ich im Geschäftsleben stark feststelle.

Ist das bei Ihnen selbst auch so oder haben Sie sich schon immer selbstbewusst gefühlt?
Ich hatte eigentlich nie das Gefühl, dass es mir an Selbstbewusstsein fehlt. Rückblickend glaube ich aber, dass ich oft an mir, meinem Wissen, meinem Können und meiner Wirkung gezweifelt habe. Erst im Laufe der letzten zehn Jahre habe ich Standhaftigkeit als Berufsfrau entwickelt.
 

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Steffi Buchli (43), wohnhaft in Zürich, war langjährige Sportmoderatorin beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) und ist seit Januar 2021 Chefredaktorin Sport bei der Blick-Gruppe. Sie ist seit bald 20 Jahren in der Medienbranche tätig und wurde 2016 vom Branchenmagazin «Der Journalist» zur Sportjournalistin des Jahres gekürt.

Wie wichtig ist Selbstvertrauen in Ihrem Leben?
Ich glaube, es ist zentral. Eine Person, die sich selbst vertraut, strahlt das auch aus. Vieles kommt echter rüber, wenn man mit beiden Beinen im Leben steht. Wenn man weiss, dass man gut ist als Mensch und es verdient hat, in der Position zu sein, in der man ist. Diese Art von innerer Ruhe macht viel mit einem – sowohl, was die Überzeugungskraft anderer angeht, aber auch, was man selbst ausstrahlt.

Und wie sieht es mit Selbstbestimmung aus? Fühlen Sie sich selbstbestimmt?
Wenn ich meine Agenda anschaue, fühle ich mich alles andere als selbstbestimmt (lacht). Aber ich muss zugeben, dass ich mich stets auf die Arbeit freue, wenn ich aus den Ferien zurückkomme. Und das ist eigentlich ein wunderschöner, selbstbestimmter Moment: zu realisieren, dass ich das, was ich mache, äusserst gerne mache.
Abgesehen vom Arbeitsfeld versuche ich mein Leben zudem sehr selbstbestimmt zu leben. Ich treffe nur Menschen, die mir guttun, und versuche sehr sorgsam mit der Lebenszeit, die ich habe, umzugehen.

Sie sind beim SRF mit Eishockey gross geworden – wie war es als Frau in einer solchen Männerdomäne?
Ich habe früher selbst Unihockey gespielt und kannte mich somit bereits ein bisschen in der Taktik und dem Spiel aus. Trotzdem war es komisch, sich als Frau in den Hockeygängen zu bewegen. Ich habe immer darauf geachtet, eine Jacke mit grossem SRF-Logo zu tragen, damit allen klar ist, was ich da genau mache. Ich war damals noch jung und man hätte mich sonst wohl für ein Groupie gehalten. Etwas, das heute sicherlich nicht mehr der Fall wäre (lacht). Mir war einfach wichtig, weswegen ich da bin und was ich mache. Ich musste mich erst in diesem Bereich etablieren. Das dauerte ein paar Jahre, aber dann wusste man, wer ich bin.

Gleichberechtigung in der Gesellschaft hat bei Ihnen einen hohen Stellenwert. Was heisst das für Sie?
Gleichberechtigung ist für mich genderneutral. Ich fände es schön, wenn wir irgendwann in dieser Gesellschaft an den Punkt kämen, an dem alle die gleichen Rechte und von mir aus auch die gleichen Pflichten haben. Es sollte in jeder Branche möglich sein, dass ein Mann 80% arbeitet, um einen Vater-Kind-Tag zu geniessen. Aber genauso sollte es akzeptiert sein, wenn eine Frau, respektive Mutter, sich dazu entschliesst, 100% zu arbeiten, weil es ihr Spass macht. Davon sind wir aber noch ein grosses Stück entfernt. Meiner Meinung nach braucht es also primär mehr Offenheit. Und mit dieser Offenheit kommt dann hoffentlich irgendwann die Gleichstellung.
 

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Mut ist eine wichtige Ingredienz, um im Leben weiterzukommen.

Was bedeutet Ihnen Geld?
Geld bedeutet für mich Sicherheit und Ruhe. Ich hatte meine Finanzen stets im Griff. Auch in Zeiten, in denen ich finanziell schlechter dastand als heute, war mir das sehr wichtig. Auch das Thema Vorsorge ist mir dabei sehr wichtig. Ich bin diesbezüglich wohl einfach typisch schweizerisch – ein bisschen bünzlig. Ich versuche meine Fixkosten tief zu halten und mir so Entscheidungsfreiheiten offenzulassen. Wenn ich irgendwann Lust auf etwas komplett Neues habe, kann ich mich agiler bewegen, wenn meine Finanzen geregelt sind.

Und wofür geben Sie am meisten Geld aus?
Für Reisen und gutes Essen. Das sind zwei Sachen, die mir sehr wichtig sind, weil beides ans Herz geht. Es gibt nichts Schöneres, als fremde Länder zu entdecken und einen kulinarischen Abend mit guten Menschen zu verbringen.

Worauf sparen Sie aktuell?
(Überlegt lange) Das ist eine gute Frage. Ich habe aktuell sehr wenige materielle Wünsche. Wirklich. Daher spare ich auf meine nächste Reise im Herbst. Ich weiss noch nicht, wohin es gehen soll – aber irgendwas Spannendes gibt es immer zu entdecken.

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Worauf sind Sie besonders stolz in Ihrem Leben?
Ich bin sicherlich das stolzeste Mami, das es gibt. Ich bin so stolz auf meine sechsjährige Tochter, weil sie einfach eine glatte Tante ist. Sie ist bereits jetzt äusserst eigenständig und hat einen grossartigen Charakter. Ansonsten bin ich schon auch stolz darauf, was ich beruflich erreicht habe. Es kostet mich jetzt sehr viel Überwindung, das so zu sagen. Aber ich bin äusserst stolz darauf, dass ich diesen Weg gegangen bin, dass ich mich weiterentwickeln konnte und ich jetzt Chefin bin. Ich bin stolz, dass ich ein Team leiten und in die Zukunft führen kann. Ja, darauf bin ich stolz. Und wahrscheinlich ist das auch etwas, das wir öfters sagen sollten. Ich merke gerade, dass ich mich frage, ob ich das so sagen darf und was die Leute wohl denken, wenn ich sage, dass ich stolz darauf bin, Chefin zu sein. Aber es ist so. Und zwar nicht wegen der Visitenkarte, sondern weil ich dadurch etwas bewirken kann.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was wäre das?
Mein Wunsch liegt sehr nah an all dem, was wir gerade besprochen haben. Nämlich, dass ich weniger Selbstzweifel habe. Das wünsche ich mir für mich, aber eigentlich auch für alle Frauen da draussen: Dass wir einen bestimmten Auftritt hinlegen und weniger zögern. Ich glaube, das würde uns allen guttun.
 

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