Aus der Not heraus gründet Tania Woodhatch mit ihrem damaligen Ehemann das Unternehmen «Würzmeister». Heute verkauft sie ihre einzigartigen Gewürzmischungen an über 70 Läden und exportiert bis nach Hongkong. Ihr grösster Erfolg sind jedoch die rund 20 Mitarbeitenden, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden. Sie gibt ihnen nicht nur eine Aufgabe, sondern auch ein Stück Selbstbestimmung zurück.

Es ist ein Kommen und Gehen im kürzlich eröffneten Ladenlokal und den neuen Produktionsräumen der Gewürzmanufaktur in Kloten. Mittendrin Tania Woodhatch, die Gäste herzlich begrüsst, Mitarbeitenden einen schönen Feierabend wünscht, schnell was aus dem Drucker fischt und gleichzeitig Fragen am Telefon beantwortet. Nie hätte sie gedacht, eines Tages Unternehmerin zu sein.   

Beruflich startet sie ihre Karriere bei einer Grossbank. Mehrsprachig aufgewachsen, reizt sie die Arbeit in internationalen Teams. Jeden Tag setzt sie sich mit Freude und viel Herzblut ins Büro Private Banking Lateinamerika. Sie liebt, was sie tut. Bis sie sich fragt, ob es wirklich ihre Berufung ist. Es ist der Wendepunkt. Sie wechselt zu einer internationalen Non-profit-Organisation.   

Würzmeister entsteht aus der Not heraus: Ihr Ex-Mann verunfallt schwer, kann deshalb nicht mehr arbeiten und auf der Suche nach einer sinnerfüllten und freudvollen Tätigkeit tüfteln sie zu Hause an den ersten Gewürzmischungen. Nach vier Jahren gibt Tania Woodhatch ihre Festanstellung auf und setzt 100 Prozent auf das eigene Unternehmen.  

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Heute blickt Tania Woodhatch dankbar auf die mittlerweile zehnjährige Erfolgsgeschichte von Würzmeister zurück. Die Nachfrage und der Umsatz steigen laufend, auch die Anzahl Mitarbeitenden. Und die sind ihr grösster Erfolg: «Zu sehen, wie Menschen in schwierigen Lebenslagen wieder aufblühen, Selbstvertrauen schöpfen und ein selbstbestimmtes Leben führen können.» 

Bei Würzmeister haben Mitarbeitende die Wahl, was sie machen wollen. Niemand werde zu einer Aufgabe gezwungen. Alle entscheiden je nach Tagesform, was sie tun. Für Tania Woodhatch bedeutet Selbstbestimmung, selbst entscheiden und umsetzen zu können. Und auch den Raum und die Möglichkeiten zu haben, das zu tun. Diesen Raum gibt sie ihren Mitarbeitenden. «Wenn jemand spürt, wozu er selbst fähig ist, stärkt das die Person enorm», ist Tania Woodhatch überzeugt. 

Ich zog immer schon Menschen an, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden.
foto-tania-woodhatch

Sie ist stolz, dass sie als Sozialfirma ohne Subventionen auskommen und wachsen. Durch diese finanzielle Unabhängigkeit kann sie ihr Unternehmen und den Alltag ganz nach den eigenen Vorstellungen gestalten. Sie entscheidet, an welchen Messen sie teilnimmt, wie sie das Team organisiert und was ins Sortiment kommt. So hat die gebürtige Engländerin – die entweder Wasserkocher oder Teetasse in der Hand hält – kürzlich unter der Marke «Lieblingstee» eigene Teemischungen lanciert.    

 

Diese Selbstbestimmung sei das, was sie tagtäglich motiviere. Noch ein  wenig selbstbestimmter würde sie ihren Alltag erleben, wenn sie eine Stellvertretung hätte. So, dass sie Ferien machen könnte, ohne aus der  Ferne das Team via WhatsApp zu begleiten. Aber sofort schwärmt sie wieder, wie sehr sie die Arbeit hier vor Ort mit ihren Mitarbeitenden schätzt: «Ich liebe das hier einfach.»  

Tania Woodhatch

Zurzeit bildet sie sich zur Arbeitsagogin weiter. Das, was sie seit Jahren in der Praxis tut, will sie vertiefen. Damit sie die rund 20 Mitarbeitenden mit noch mehr Werkzeugen begleiten und unterstützen kann.

Bei Würzmeister ist es normal, dass etwas schwierig ist. Niemand wird abgestempelt oder komisch angeschaut. Ebenso normal ist es, dass man trotzdem vorwärts schaut.

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