Pensioniert und doch berufstätig: In der Schweiz arbeiten viele im Rentenalter selbstbestimmt weiter. Die neue Swiss Life Studie zeigt: Fast die Hälfte der über 55-Jährigen kann sich heute vorstellen, auch im Rentenalter weiter zu arbeiten, jedoch vielfach nur unter gewissen Bedingungen. Eine gute Gesundheit, ein gutes Arbeitsklima und Wertschätzung im Betrieb spielen dabei eine wichtige Rolle.

Der langfristige Trend bei der Lebenserwartung zeigt klar nach oben. «Wer heute zum ordentlichen Rentenalter pensioniert wird, kann davon ausgehen, über einen Viertel des Lebens im Ruhestand zu verbringen. So positiv diese Entwicklung ist, führt sie im Hinblick auf die langfristige Finanzierung der Rentensysteme zu grossen Herausforderungen», sagt Markus Leibundgut, CEO Swiss Life Schweiz. Hier könnte ein längeres Erwerbsleben deutliche Entlastung bringen. Die neue Swiss Life-Studie zeigt verschiedene Aspekte rund um den Zeitpunkt des Altersrücktritts: Wie hoch ist die Bereitschaft der Schweizer Bevölkerung auch nach dem ordentlichen Rentenalter weiter zu arbeiten und wer tut dies bereits heute?

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Mehr als ein Viertel des Lebens wird bereits heute im Ruhestand verbracht

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Jede vierte Frau und jeder dritte Mann arbeitet über das ordentliche Rentenalter hinaus
Rund die Hälfte der Bevölkerung ist bereits im Jahr vor dem ordentlichen Rentenalter nicht mehr erwerbstätig. Andererseits ist noch jeder dritte Mann mit 65 und jede vierte Frau mit 64 beruflich aktiv, wenn auch mehrheitlich in Teilzeit. «Oft findet der Altersrücktritt in mehrfacher Hinsicht gestaffelt statt», hält Studienautor Andreas Christen fest. «So beziehen nahezu alle Erwerbstätigen ab dem ordentlichen Rentenalter eine Altersleistung. Und schätzungsweise ein Drittel bis zur Hälfte der Personen reduzieren ihr Pensum, bevor sie ihre Erwerbstätigkeit ganz aufgeben.»

Die Mehrheit bleibt aus Freude an der Arbeit berufstätig
«Der Zeitpunkt des Altersrücktritts wird häufig selbstbestimmt und den individuellen Präferenzen entsprechend gewählt, wie verschiedene Indikatoren zeigen», so Andreas Christen. Nur eine Minderheit der 64/65- bis 75-jährigen Bevölkerung bezeichnet sich als eher unfreiwillig frühpensioniert. Deutlich mehr aus dieser Altersgruppe bezeichnen sich als «eher freiwillig» frühpensioniert. Ein hohes Mass an Selbstbestimmung scheint besonders bei jenen zu herrschen, die den endgültigen Ruhestand aufschieben: Zwei Drittel der Erwerbstätigen im Rentenalter arbeiten, weil sie dies gerne tun. Lediglich ein Viertel bleibt aus finanziellen Gründen berufstätig. Eine klare Mehrheit der heutigen Pensionierten würde zudem rückblickend gesehen wieder zum gleichen Zeitpunkt aufhören zu arbeiten.

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Der Hauptgrund, länger zu arbeiten, ist Freude an der Arbeit

Länger arbeiten: Ja, aber…
Wenn Erwerbstätige über 55 Jahre frei von finanziellen und anderen Sachzwängen wählen könnten, würde zwar nur eine Minderheit im ursprünglichen Pensum bis zum oder über das ordentliche Rentenalter hinaus arbeiten. Knapp die Hälfte wäre aber unter gewissen Bedingungen grundsätzlich bereit, länger zu arbeiten. Eine gute Gesundheit, ein gutes Arbeitsklima und die Wertschätzung seitens Arbeitgeber sind die am meisten genannten Grundvoraussetzungen für die Bereitschaft, über das ordentliche Rentenalter hinaus zu arbeiten.

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Fast die Hälfte arbeitet(e) nach 64/65 oder wäre grundsätzlich bereit dazu (gewesen)

Pensionierte aus über 400 Berufsarten sind auch im Rentenalter erwerbstätig
In absoluten Zahlen waren in der Schweiz 2019 rund 190'000 Personen ab dem ordentlichen Rentenalter erwerbstätig. Das ist eine Zunahme um rund drei Viertel gegenüber der Jahrtausendwende. Am häufigsten arbeiten Selbstständige, Landwirte, Freiberufler wie Architekten und Ärztinnen sowie Geschäftsführer/innen über das ordentliche Rentenalter hinaus. Vergleichsweise selten tun dies allgemeine Bürokräfte sowie Personen in Handwerksberufen, Verkaufskräfte in Handelsgeschäften sowie Pflege- und Betreuungspersonen im Gesundheitswesen. Aber auch in diesen Berufen arbeiten jeweils mehrere tausend Personen im Rentenalter: In über 400 von etwa 660 erfassten Berufsarten finden sich Erwerbstätige. Andreas Christen: «Auch wenn Personen in akademisch geprägten Berufen es sich eher vorstellen können, nach 64/65 erwerbstätig zu bleiben und dies auch häufiger tun als z.B. Handwerker, wäre es zu einfach, von einem ‹Büezer-Akademiker-Graben› zu sprechen. Unsere Auswertungen zeigen, dass auch in handwerklich geprägten Berufen viele aus Freude an der Arbeit länger erwerbstätig bleiben und ihre Zahl in den letzten zwei Dekaden stark zugenommen hat – wenn auch auf tieferem Niveau.»

Länger leben – länger arbeiten?

Die ganze Studie

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