Gar keinen Abfall mehr zu produzieren, das gelingt auch Danica Jones nicht. Doch die zweifache Mutter setzt sich an vielen Fronten für einen nachhaltigen Konsum ein. Zuletzt gründete sie, zusammen mit sechs anderen Frauen, einen Laden, dessen Name Programm ist: «Superethic».

«Wenn man Kollapstheoretikern zuhört, dann sind wir schon zu spät dran, um gegen die ökologischen Probleme anzukämpfen. Ich glaube, sie haben recht, und wir müssen wirklich etwas tun, jetzt, nicht nur darüber reden», sagt Danica Jones mit Nachdruck. Die gesellschaftlichen Veränderungen beginnen beim selbstbestimmten Wandel jedes Einzelnen, davon ist sie überzeugt. Sie sei früher viel gereist, habe auch in anderen Ländern ihren ökologischen Fussabdruck hinterlassen, aber dann stellte sie sich immer mehr Fragen zu ihrem Konsumverhalten.

Die Ökonomin, die sich seit fünf Jahren nebenberuflich im Verein ZeroWaste Switzerland engagiert, hat zwar schon in jungen Jahren den Abfall getrennt, «ohne mir aber gross Gedanken darüber zu machen», wie sie sagt. Danicas damaliges Engagement für die Umwelt beschränkte sich nebst Abfalltrennung darauf, der Grossmutter bei der Gartenarbeit zu helfen. Ein Bewusstsein für Ernährung wurde ihr aber bereits von klein auf mitgegeben.

«Die Wirtschaft hilft nicht wirklich dabei, die Umwelt zu verbessern», sagt sie, obwohl es durchaus Parallelen zwischen den beiden Bereichen gebe. «In der Ökonomie schaut man aufs Geld, versucht, die Ausgaben zu reduzieren. Das ist beim Abfall dasselbe.» Das ökonomische Modell könne helfen, «grüner zu werden und nachhaltiger zu konsumieren».

Um den Konsum von lokalen Gütern anzukurbeln, hat sie mit sechs passionierten Frauen ein Geschäft aufgezogen. Momentan ist das Ladenlokal in der Altstadt von Neuenburg noch leer, Danicas Worte hallen durch das alte Gewölbe. Bald aber wird es mit Lebensmitteln gefüllt sein, die grösstenteils von lokalen Produzenten stammen, sowie Getreide, das man in mitgebrachte Behältnisse abfüllen kann. Die Ökonomin hat die Gründung des partizipativen Ladens koordiniert und wird auch in der Aufbauphase des «Superethic» in verschiedenen Funktionen tätig sein. Als Mitglied des Komitees wird sie zudem darauf achten, dass die gemeinsam bestimmten Werte eingehalten werden.

Nach ihrer Motivation für ihr grosses Engagement befragt, antwortet die umtriebige Frau: «Ich habe viel Energie, vielleicht gar etwas zu viel. Ich muss das, was mir durch den Kopf geht, in irgendeiner Form umsetzen.» Manchmal hat sie Mühe mit unserer Gesellschaft, ist frustriert darüber, wie gewisse Dinge laufen. «Das mag ich nicht, ich will nicht frustriert sein. Deshalb engagiere ich mich in der Politik und bei ZeroWaste, um selbstbestimmt etwas verändern zu können.»

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Auch ihre Töchter bezieht Danica Jones in ihr Engagement für die Umwelt mit ein. «Klar, muss ich sie immer mal wieder darauf hinweisen, wenn sie zum Beispiel mit Plastikbechern auftauchen», erzählt die Mutter, aber Ella Gwen, 12, und Effi Maï, 10, seien sich der Problematik bewusst und kommentieren manchmal gar das Verhalten anderer als nicht ökologisch. Schon seit einigen Jahren versucht die Vegetarierin möglichst saisonal, lokal und unverpackt einzukaufen. Im dreiköpfigen Haushalt fallen pro Monat nur noch zwei 35l-Säcke Abfall an. Dabei hilft auch, dass organischer Abfall kompostiert wird und Danica frisches Gemüse, das nicht gleich auf den Teller kommt, blanchiert und es portionenweise einfriert. So reduziert sie Food Waste und kann auch hors saison mal Zucchetti geniessen. «Im Winter immer Kohl zu essen, ist ja auch etwas langweilig», lacht sie.

Danica achtet auch darauf, dass sie wenig Einkäufe tätigt. «Ich kaufe selten Kleider, für mich persönlich meist Secondhand, und trage sie, bis es nicht mehr geht.» Auch ihre Töchter haben nur je zwei Paar Schuhe und eine Jacke. «Alles was zu klein ist, geben wir weiter. Und das, was man nicht mehr tragen kann, verwenden wir dann für «Superethic», beispielsweise um Stoffsäcklein daraus zu nähen.» Im Haushalt Jones gibt‘s beinahe kein Plastik mehr, wenn Danica ein Auto braucht, kann sie eines von ihrem Arbeitgeber ausleihen – gegen eine Kilometerpauschale, auch Putzmittel stellt sie selbst her. Und selbstverständlich rezykliert sie, was sie kann. Wer sich die Frage stelle, was er für die Umwelt tun könne, der habe schon den ersten Schritt getan, meint die Ökonomin. Man solle da beginnen, wo es für einen Sinn mache. «Die erste Idee die man hat, diejenige, die am einfachsten umzusetzen ist – das soll man tun.»

Nachhaltiger Konsum kann Spass machen
Nachhaltiger Konsum kann Spass machen weniger Abfall zu produzieren, verlangt aber auch nach gewissen Einschränkungen. «Der Anfang ist schwierig, da braucht es etwas Disziplin, aber nachher wird es zur Gewohnheit», sagt Danica mit einem entspannten Lächeln. Die 46-Jährige, die gerne in einem Mehrgenerationenhaus leben würde, mit eigener Wohnung, Gemeinschaftsräumen, Garten und Hühnern, ist davon überzeugt, dass Umweltprobleme auf verschiedenen Ebenen angegangen werden müssen. Sei es im Rahmen von finanziellen Mitteln für Organisationen wie ZeroWaste oder indem auf politischer Ebene Anreize für einen nachhaltigen Konsum geschaffen werden. Sie lebt den nachhaltigen Lebensstil selbstbestimmt und mit viel Freude. «Ich habe diese Entscheidung getroffen. Vorher fühlte ich mich etwas als Sklavin der Gesellschaft, in der ich nicht viel selbst kontrollieren konnte. Klar, gibt es gewisse Einschränkungen, aber ich lebe viel besser so.»

Text: Yvonne Eckert
Bild: Giorgio von Arb

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