Eine künstliche Intelligenz wirbelt die Businesswelt gerade ganz schön auf: ChatGPT, die vielbegabte KI aus dem Hause OpenAI. Ob Kündigungsschreiben an die Verwaltung, Tipps für den perfekten Blogpost oder Antworten auf die wirklich wichtigen Fragen des Lebens – ChatGPT schreibt scheinbar ganz selbstbestimmt über jedes beliebige Thema. Kann die KI auch Finanzberatung?

Es ist das aktuelle Trendthema des Internets. Rund um die Uhr verfügbar, immer zur Stelle –ausser die Website ist gerade überlastet – und der grosse Retter, wenn uns die Worte fehlen. Doch wo sind die Grenzen? Kann die KI auch Finanzberatung? Wir machen die Probe aufs Exempel. 

ChatGPT1
ChatGPT1

Gar nicht mal so schlecht. ChatGPT liefert uns hier eine ganze Bandbreite von Vorschlägen und wir erhalten einen guten Überblick über Investitionsmöglichkeiten. Die angesprochenen Themen sind durchaus relevant, doch es bleibt an der Oberfläche. Wir fragen nochmals nach: 

ChatGPT2
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Auch hier ist die Antwort sehr generisch, doch sie ist konsistent. Die KI gibt uns einen ersten Hinweis auf mögliche Chancen und Risiken. Die erwähnten Faktoren spielen für eine passende, persönliche Finanzstrategie durchaus eine wichtige Rolle. Vielleicht wird’s noch konkreter, wenn wir die Anfrage etwas detaillierter gestalten? 

ChatGPT3
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Die Überlegungen, die ChatGPT angestellt hat, sind absolut wichtig und relevant. Auch die KI wirft gute Fragen auf und mit den vorgeschlagenen Strategien ist es durchaus möglich, eine grobe Idee zu bekommen, wie man sein Geld anlegen könnte. Für die Umsetzung bräuchte es allerdings noch etwas mehr Tiefe. Viele Formulierungen sind sehr allgemein gehalten. Eine massgeschneiderte Finanzberatung liefert ChatGPT nicht. Dennoch, es ist sehr beeindruckend, wie eloquent ChatGPT die gestellten Fragen beantwortet und auf das Gefragte eingeht.

Close-up Of A Robotic Hand Using Calculator
Close-up Of A Robotic Hand Using Calculator

Das Fazit

KI-Tools wie ChatGPT haben sehr grosses Potenzial und werden wohl in den kommenden Monaten und Jahren auf so ziemlich alle Branchen einen Einfluss haben.

Auch in unserem Beispiel liefert der Chatbot gute Ansätze. Der Vorschlag, 10% des Jahreseinkommens beiseitezulegen, ist gut, jedoch eher etwas tief angesetzt. Es kann immer zu unvorhergesehenen Ausgaben kommen. In diesen Fällen ist es gut, ein gewisses Polster auf der Seite zu haben.

Eine Finanzberatung komplett übernehmen kann ChatGPT nicht. Dafür sind die vorgeschlagenen Strategien zu allgemein gehalten. Und: So gross das Potenzial von ChatGPT auch ist, fehlerfrei ist die KI nicht. Manchmal behauptet sie Dinge, die nachweislich falsch sind. Das kann gerade bei delikaten Themen wie Finanzfragen sehr heikel sein.

Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass bei einer Finanzberatung oftmals Fragen und Unklarheiten auftauchen. Auf diese kann ein Chatbot nicht im gleichen Masse eingehen wie eine reale Person. Es macht daher durchaus Sinn – wie von ChatGPT selbst vorgeschlagen –, einen Profi ins Boot zu holen, der eine Finanzstrategie entwickeln kann, die auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten ist. Denn häufig zeigen sich Bedenken und tiefer liegende Bedürfnisse auch erst im Laufe eines Beratungsgesprächs. So können auch Anlagerisiken und Bedenken bei der Umsetzung einer Strategie direkt besprochen werden.

Wie selbstbestimmt ist künstliche Intelligenz?

ChatGPT ist DAS grosse Thema zurzeit. Wofür kann diese Technologie im Alltag eingesetzt werden und wie selbstbestimmt erledigt der Chatbot seine Aufgaben? Prof. Dr. Thilo Stadelmann, Leiter des Centre for Artificial Intelligence der ZHAW, zeigt Chancen und Risiken des weltberühmten Chatbots auf.

Eine umfassende Finanzberatung ist schliesslich sehr individuell. Es gibt also keine Patentlösung für alle. Um die passende Strategie zu finden, wie das Geld am besten angelegt und investiert wird, gilt es, die persönliche Ist-Situation zu prüfen und mögliche Lösungen zu erarbeiten. Dabei spielen die individuellen Wünsche genauso eine Rolle wie die Frage: Welche Möglichkeiten sind im betreffenden Fall realistisch? Gerade bei Anlagethemen sollten auch die Punkte Risikofähigkeit und Risikobereitschaft sorgfältig abgeklärt werden. Diese Abklärung kann mithilfe eines persönlichen Beraters viel besser und passgenauer gemacht werden als mit einem Bot beziehungsweise mit einer KI.

Ein weiterer Punkt, den es zu bedenken gibt, sind die länderspezifischen Unterschiede. Kann ein Chatbot wie ChatGPT in Finanzfragen auf Schweizer Gegebenheiten eingehen? Unterschiedliche Länder haben unterschiedliche Reglementierungen und Vorgaben, die es zu beachten gilt und die einen zentralen Einfluss auf die persönlichen Finanzstrategien haben.

Seine Finanzen nur ChatGPT anzuvertrauen, ist daher eher keine gute Idee. Wie auch unser Interview mit dem KI-Experten Prof. Dr. Thilo Stadelmann vom Centre for Artificial Intelligence der ZHAW zeigt, kann es gefährlich sein, ChatGPT blindlings zu vertrauen. Denn der Chatbot macht auch häufig Fehler und behauptet Dinge, die nachweislich nicht stimmen. Wenn ich ChatGPT also zu Dingen befrage, von denen ich selbst keine grosse Ahnung habe, kann das ganz schön ins Auge gehen.

Wir raten deshalb: Nehmen Sie sich lieber einen Finanzprofi, wenn es darum geht, eine passende Strategie für Ihre Finanzen zu finden, und nutzen Sie ChatGPT für Dinge, die Sie – wenn der Chatbot einen Fehler macht – nicht so teuer zu stehen kommen können.

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