Das Vererben einer Immobilie kann in der Schweiz schnell kompliziert werden – besonders seit der Erbrechtsrevision 2023. Ohne klare Regelungen oder rechtzeitige Planung drohen Konflikte, Steuerfallen und unangenehme Überraschungen. Hier zeigen wir die sechs häufigsten Fehler auf und geben Tipps, wie Sie diese vermeiden können.
Wer schon einmal eine Immobilie vererbt oder geerbt hat, weiss: Es ist oft komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. Während das Erbrecht in der Schweiz einheitlich geregelt ist, unterscheiden sich die Erbschafts- und Schenkungssteuern von Kanton zu Kanton. Damit alles reibungslos läuft, lohnt sich eine gute Planung.
Bei Vererben einer Immobilie lauern verschiedene Stolperfallen:
Unklare oder fehlende Nachlassregelung
So banal es klingen mag: Eine der häufigsten Herausforderungen ist es, dass kein Testament oder kein Erbvertrag hinterlassen wird. Dies führt oftmals zu Streitigkeiten, gerade wenn eine Immobilie Teil des Nachlasses ist. Ein plötzlicher Todesfall oder der Verlust der Handlungsfähigkeit eines Elternteils kann die Situation zusätzlich verkomplizieren, etwa durch die Einschaltung der KESB. Auch für Konkubinatspartner kann dies problematisch werden, da sie ohne klare Regelungen leer ausgehen. Ein Testament oder ein Erbvertrag sorgt hier für Klarheit und Sicherheit.
Pflichtteile nicht berücksichtigt
Auch mit dem neuen Erbrecht, das seit 2023 in Kraft ist, haben direkte Nachkommen und Ehepartner Anspruch auf Pflichtteile. Zwar wurde der Pflichtteil für Nachkommen reduziert und der für Eltern gestrichen, doch die Regelungen müssen weiterhin eingehalten werden. Eine Missachtung kann zu Anfechtungen führen. Es ist also sehr empfehlenswert, sorgfältig zu planen, um Konflikte zu vermeiden.
Steuerfallen unterschätzt
Die Erbschaftssteuer variiert in der Schweiz von Kanton zu Kanton. Direkte Nachkommen sind an manchen Orten steuerbefreit. Für unverheiratete Partner gilt dies jedoch nicht. Für sie können die Steuerlasten unerwartet hoch ausfallen. Eine frühzeitige steuerliche Planung hilft, solche Überraschungen zu vermeiden.
Wichtig für Familien mit mehreren Kindern:
Beim Erbvorbezug für Immobilien oder für andere Zwecke besteht eine Ausgleichspflicht, sofern weitere Erben, sprich Kinder, vorhanden sind. Man muss somit darauf achten, dass nicht alles Ersparte an ein Kind alleine geht und das andere leer ausgeht. In einem solchen Fall müsste das beerbte Kind auf Verlangen dem leer ausgegangenen Kind den Ausgleich zahlen.
Liquiditätsprobleme durch Pflichtteilsauszahlung
Was passiert, wenn die Immobilie den grössten Teil des Nachlasses ausmacht und einige Erben ihren Pflichtteil in bar verlangen? Oft bleibt dann keine andere Möglichkeit, als die Immobilie zu verkaufen, selbst wenn ein Erbe sie behalten möchte. Mit finanziellen Vorkehrungen können Sie solche Situationen vermeiden.
Festlegung des richtigen Preises
Die Bewertung einer Immobilie ist oft ein heikler Punkt beim Vererben. Wird der Preis zu niedrig angesetzt, könnten sich andere Erben benachteiligt fühlen, da sie weniger erhalten. Zudem könnte ein zu niedriger Wert als Schenkung interpretiert werden, was Schenkungssteuern zur Folge haben kann. Jedoch darf der Wert auch nicht zu hoch angesetzt werden, da dies die Steuerlast unnötig erhöht. Es ist daher ratsam, eine professionelle Immobilienbewertung durchzuführen, um einen fairen Marktwert zu ermitteln und so die Gefahr von steuerlichen Konsequenzen zu verringern.
Vererbung des Hauses mit Wohnrecht für die Eltern
Wenn Eltern ihr Haus an die Kinder vererben, aber selbst weiterhin darin wohnen möchten, ist eine gute Planung ebenfalls zentral. Ein eingeräumtes Wohnrecht oder eine Nutzniessung schützt zwar die Eltern, kann jedoch den Wert der Immobilie für die Erben mindern und steuerliche Folgen haben. Zudem können Konflikte entstehen, wenn die Erben die Immobilie nutzen oder verkaufen möchten. Es ist daher wichtig, klare vertragliche Regelungen zu treffen und sowohl die Interessen der Eltern als auch die der Erben zu berücksichtigen.
Das Vererben einer Immobilie erfordert Planung und Weitsicht. Mit dem neuen Erbrecht gibt es zusätzliche Möglichkeiten, aber auch neue Herausforderungen. Klare Regelungen, die rechtliche, steuerliche und persönliche Aspekte einbeziehen, sind entscheidend, um Konflikte zu vermeiden und eine gerechte Weitergabe des Nachlasses sicherzustellen.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Erbvorbezug
Was sollte beim Erbvorbezug beachtet werden, wie geht man mit der Ausgleichspflicht um und was ist der Unterschied zwischen Schenkung und Erbvorbezug? Diese Fragen und viele mehr beantworten wir gerne im folgenden Beitrag:
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